Eine Novemberreise: München, Zürich, Köln, Friesland, part deux

Frohes neues Jahr, geschätzte Leser in potentia! Wir geben uns heute auch wieder leutselig und lassen den ganzen “warum-hab-ich-so-lange-nichts-geschrieben-Tanz” einfach mal weg.

Vorwärts! Letztes Mal waren wir in Köln stehengeblieben, wie ja schon so mancher ICE haha. Ne stimmt gar nicht, wir waren noch in Zürich (man sollte vielleicht erstmal seinen eigenen Post wieder lesen…)

Nachdem mich meine Gastgeberin rausgeworfen hatte andere Gäste erwartete, war ich mit dem “Pflichtteil” durch und entschied mich nach etwas Rumeierei für Köln, was ich schon immer mal besuchen wollte. Bonus: Von Zürich gut per Bahn zu erreichen ohne ewiges Umsteigen.

Kleiner Ausflug: Ich habe noch Ewigkeiten recherchiert, ob man irgendwie per Binnenschiff die Strecke oder zumindest einen Teil am Rhein lang fahren kann. Von Zürich nach Basel ist es eine kurze Zugfahrt, und Basel und Köln sind dann beliebte Stationen von Kreuzfahrten – nur leider überhaupt nicht im Winter 😦 Die Kreuzfahrten sind dann auch leider recht teuer, vor allem wenn man nur eine Strecke fahren würde, normalerweise sind die ja so gedacht, daß man an einem Hafen einsteigt und dann da auch wieder abgeliefert wird.

Es gibt eine Reihe von Anbietern für Frachtschiffe, z.B. https://frachtschiffreisen-pfeiffer.de, wo man sich in eine Kabine einmieten kann. Das würde mich ja ungemein reizen, einmal mit einem dieser großen Schüttgutkähne herumzutuckern. Leider sind die nicht so “benutzerfreundlich” (verständlicherweise, das Mitschleppen von romantisch verbrämten Landratten ist da nicht das Hauptgeschäft sondern wohl eher ein wohlmeinendes Hobby) – die meisten scheinen so zu funktionieren, daß man einen gewissen groben Zeitraum und ungefähre Strecke vorher bucht und dann recht kurzfristig zu einem Hafen fahren muß. Muß ich irgendwann mal machen, aber diesmal nicht praktikabel…

Köln also! Erster Eindruck: Der Dom ist ja praktisch direkt in den Hauptbahnhof gebaut bzw. umgekehrt 🙂 Überhaupt, um das mal vorzugreifen, scheint mir die Kölner Innenstadt viel dichter zu sein als andere Städte wie z.B. Berlin – was wohl historisch bedingt ist, eine so alte Stadt zwischen einem nicht verlegbaren Fluß und alter Bausubstanz ist dann schnell “komprimiert” und kann sich nicht wie z.B. Berlin in der Brandenburger Einöde ausbreiten.

Zweiter Eindruck: Der Kölner Dom ist riesig, beeindruckend, protzig, und riesig.

Ich bin ja sehr unreligiös aufgewachsen, und dazu noch im Norden wo die großen Kirchen alle strenge graue evangelische Burgen sind, die eher “Zuflucht vor Sturmflut” ausstrahlen als “Christ sein ist ne Gaudi”. Der Dom ist da der Gegenentwurf – alles was irgendwie kostbar, heilig, oder älter als 1000 Jahre alt ist, wurde hier eingebaut oder gesammelt. Unbedingt einen Besuch wert.

Was sonst noch tun in Köln an zwei zugigen kalten Tagen? Kölsch trinken und gut Essen, natürlich.

Absolutes Highlight: Gaststätte Lommerzheim, wo man auch in der früh ungefragt von strammen Kölner Burschen ein Kölsch hingestellt bekommt, und wo es die dicksten, zartesten Koteletts gibt die ich je vernahm. Definitiv nicht gesund. Und wie schon oben angesprochen: Alles recht dicht und eng bestuhlt, groß gebaute Eigenbrötler wie ich müssen sich auf Ellbogenkontakt und unfreiwillige Unterhaltungen einstellen.

Kölsch ist auch ein prima Getränk – Schnelleinweisung für alle Unwissenden: Man bekommt ein sehr kleines Gläschen auf einen Bierdeckel gestellt, und auf dem Deckel wird mit einer geübten Drehung des Handgelenks ein Kugelschreiberstrich gezaubert. Daraus ergibt sich dann später die Rechnung, und aus dem Gläschen die gute Laune. Mir schmeckt das ganz hervorragend, und durch die kleinen Gläser ist es immer frisch. Wer genug hat oder Pause machen will, legt den Bierdeckel oben drauf. So ist das Originalprotokoll, soweit ich das verstanden habe – in vielen Läden wird aber auch noch gefragt ob man wirklich noch eins möchte, ich vermute gerade da wo viele sonst überforderte Touristen einkehren.

Wie der Dom ist wohl auch die Hohenzollernbrücke ein Standard für den Besucher. Da sind ein paar Vorhängeschlösser angebracht.

Etwas weniger offensichtlicher Tip von mir: Da ich auf der “falschen Seite” mein Hotel hatte, bin ich immer über die Hohenzollernbrücke in die Stadt gelaufen, via dem auch schicken Rheinboulevard, und über die südlicher gelegene Deutzer Brücke wieder zurück. Unter den Brücken fahren nachts die schon oben erwähnten Schüttgutfrachter durch die Dunkelheit den Rhein hinab. Auf den Brücken kann man die vorbeiziehen sehen, und das Tuckern und die Lichter im Dunkeln tun Ihr Übriges. Wenn es nicht so schneidend kalt gewesen wäre…

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Mehr Essen: “Halve Hahn” im Gaffel am Dom

Man könnte jetzt den Eindruck bekommen, daß ich mich zwei Tage nur durch die lokale Küche gefressen und dann durch die lokalen Kneipen gesoffen hätte. Dieser Eindruck ist natürlich korrekt. Ich war aber zwischendurch nüchtern genug, um noch das Museum für Angewandte Kunst zu besuchen:

Es waren nicht alle Ausstellungen geöffnet, aber was ich gesehen habe hätte ich eher als “Museum des Industriedesign” bezeichnet. Aber obwohl ich mir oft mehr Details an den Tafeln gewünscht hätte, waren viele interessante Stücke zu sehen. Die “Kugel” oben, die aus einer Vielzahl von Schüsseln und Tellern verschiedener Größen besteht, muß ich unbedingt irgendwann mal haben.

Sonstige Notizen:

In der Sonderbar gibt es einen Nagelklotz! Das habe ich seit den Dorffesten meiner Kindheit nicht mehr gesehen 😀

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Im HoteLux konnte ich endlich mal Chicken Kiev probieren. Der Laden ist vielleicht etwas bemüht “sowjetisch”, aber die Küche kann was.

Nach der ganzen Völlerei dann noch ein paar Tage bei meinen Eltern im Friesland verbracht. Dort war es eher sterbenslangweilig ruhig und friedlich:

Die Hooksieler Fußgängerzone und der Alte Hafen – ich hab natürlich ein bißchen geschummelt bei den Bildern, es sind nicht wirklich alle Bewohner am Ende der Touristensaison geschlossen wieder ins Meer getaucht. Aber wenn selbst die einzige Kneipe des Orts bis Weihnachten geschlossen hat…

Und man einen netten Stein findet und sich mit Ihm anfreundet:

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Ich nenne Ihn “Bricky”. Ist eher schweigsam.

…dann ist es Zeit wieder ins dreckige alte Berlin zu fahren. Und dann, Monate später, darüber zu bloggen. Bis ein ander Mal!