Eine Novemberreise: München, Zürich, Köln, Friesland, Teil 1

Heute machen wir mal etwas Anderes, geschätzte mögliche Leserschaft, wir bleiben mal unter uns und auf Deutsch 😉

Im November war ich mal wieder auf Reisen und im Rahmen des hier fortwährenden Projekts “ich schreib einfach mal was”, müßt Ihr mir jetzt zuhören. Wie früher bei Papa mit dem Diaprojektor. Argh.

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Immer am Anfang und Ende: Der Berliner Hauptbahnhof, die Schichttorte unter den Bahnhöfen.

Reisen ist für mich immer zwiespaltig. Auf der einen Seite drängt es mich früher oder später dazu, endlich mal wieder Neues zu sehen, andere Landschaften, andere Städte, der liebgewonnenen Gleichförmigkeit des Kiezes zu entfliehen. Und Reisen hat das Schöne, daß man immer _nur_ reist, wenn man reist. Man ist ein Reisender, und sonst nichts, für eine kurze Weile. Alle anderen Sorgen bleiben zurück, man ist mit dem Moment beschäftigt. Wo heute unterkommen, wo essen, was essen, wie funktioniert dieser Fahrkartenautomat, was heute anschauen? Man ist vielleicht auch nicht glücklich als solches, und kann auch Stress und Eile haben, aber immerhin ist es ein anderer Stress als sonst.

Auf der anderen Seite – ich bin oft so schwerfällig, wirklich loszulegen. Und wenn ich dann das Zuhaus zu satt hatte und habe eine Reise geplant, sehe ich dann zusehends gegen den Termin an, hab regelrecht Lampenfieber…obwohl das schon tausendmal passiert ist. Am Tag der Abreise ist es dann am Schlimmsten, ich würde am Liebsten alles absagen und wieder nach Hause, mich einigeln. Aber wenn ich dann erstmal unterwegs bin…ist es wieder prima. Ich bin wieder Reisender. Für eine Weile, dann setzt Heimweh ein – aber das ist eine andere Geschichte.

Diesmal war eine Rundreise per Bahn geplant. Nachdem ich Jahre mit dem Motorrad herumgefahren bin, hab ich das letztes Jahr probiert, und es funktioniert prima! Man muß leicht packen, ein Wanderrucksack hilft, und es ist nicht wirklich günstig, aber man kommt doch gut durch, zumindest in Deutschland und der Schweiz. Im Gegensatz zu Anderen schimpfe ich nicht besonders auf die Deutsche Bahn, gelegentlich verliert sie Ihre Murmeln und steht da, betroffen von sich selbst, und stammelt etwas von umgekehrter Wagenreihenfolge, aber im Großen und Ganzen ein aufgewecktes Kind.

Dieses Jahr hatte ich mich wieder selbst ausgetrickst und mich in München und Zürich bei Freunden verabredet, also gab es kein Zurück. Die Rückreise war dann offen, aber zwischen Zürich und Berlin sind viele spannende Kilometer, da wird sich wohl was finden.

Mit dem Zug von Berlin nach München klappt ganz gut. Wiedersehen mit alten Freunden und zünftiges Essen im Brauhaus: Check. Am nächsten Tag dann Zeit totzuschlagen, und zufällig auf das sehr empfehlenswerte Deutsche Museum gekommen:

Bronzebarren, und Modelle mit erstaunlicher Detailschärfe aus der Bergbauaustellung.

Man läuft über eine Stunde durch überzeugend nachgebildete Stollen und schaut Modelle und in Kontext gesetzte Bohrer und ähnliches an. Keine gezwungene Multimediageschichten, keine schmuddeligen Touchscreens, super.

Dann mit dem DB-Fernbus nach Zürich. Kurioserweise gibt es keine vernünftige Bahnverbindung, aber der Bus geht gut. Fehlen die Schienen? Sind die Berge im Weg? Aber die Autobahn gibt es? Ein Mysterium.

In Zürich komme ich bei einer lieben Freundin unter – ein Glück, denn Zürich ist absolut unbezahlbar für Berliner Verhältnisse…wenn allein ein Bier schon 8-10 Franken (praktisch das Gleiche in Euro) kostet, ein Abendessen ohne Getränke 30+ Franken…

Umgekehrt ist es dann immer super, wenn man wieder heimkommt und die Preise radikal sinken. Ein Freund hat mal gesagt, nach einem Aufenthalt in der Schweiz ist dann in Berlin in erster Näherung alles umsonst 😉

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Mein Lieblingsort in Zürich: Ein kleiner Brunnen mit Sitzgelegenheit, ein paar Schritte von meiner Unterkunft. Im letzten Jahr, im August, hab ich dort abends gesessen und gelesen, bei warmen Laternenlicht und Geplätscher.

Ansonsten ist Zürich wunderbar. Alles ist schick und sauber und funktioniert (zumindest in der Innenstadt), die Menschen wechseln nahtlos zu Deutsch oder Englisch wenn ich verständnislos das Schweizerdeutsch bestaune (es _klingt_ irgendwie Deutsch, aber ich verstehe kein Wort, es ist frustrierend), Essen ist wunderbar käselastig, und es gibt Berge! Als Kind der Nordseeküste habe ich mich in den letzten Jahren in Berge verliebt und muß sie jetzt immer wieder mal sehen. Eine Fernbeziehung, ja eine Affäre, aber um so intensiver ist es wenn wir uns sehen 😉

Im Sommer ist es regelrecht mediterran in Zürich, mit dem großen Züricher See, um den sich die Stadt legt, den Weinbergen mitten zwischen Wohnhäusern, die Architektur mit kleinen Wohnhäusern (mehr Villen…ja, hier ist das Geld) an sehr vertikalen Straßenzügen. Im Spätherbst wie diesmal ist es eher frisch und schneidend. Wir hatten Glück und konnten einen Ausflug auf den Uetliberg bei goldenem Licht machen:

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Anschließend Käsefondue! Nie hat ein halbes Kilo Käse mit einem halben Laib Brot so gut geschmeckt 😉 Hier im Swiss Chuchi – ein bißchen touristisch und voll, aber sehr lecker. Wir mußten auf einen Tisch warten, in einer kahlen Hotellobby. Erst etwas befremdlich, aber dann wurde bekannt, daß der hervorragende Hauswein beim Warten umsonst ist, was dann alle Befremdlichkeiten schnell überwandt.

Um den See herum und am Chinagarten kann man gut flanieren. Nochmal wundervolles Licht, der Rest der Reise lag unter bleischweren Wolken.

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Im Migros Supermarkt muß man selbst das Obst abwiegen – dafür gibt es vorgewogene Bündel von Bananen
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Om nom nom. Fondue 4 evar!

Und ja, ich gestehe, ich bin dann zum zweiten Mal Fondue essen gegangen, aus Gründen. Empfehlung: Zebra Bar, die liegt ein bißchen außerhalb des “schicken” Zürichs in der Nähe der Langstraße, des örtlichen Rotlichtviertels. Aber das Fondue ist schnörkellos und lecker, der Koch/Ober/Besitzer ist nett, und alles ist etwas günstiger.

Nächstes Mal der Rest der Reise.

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